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Dokumente und Utensilien der Fa. KYM

 

Die hier gezeigten Dokumente und Utensilien sind aus dem Besitz von Albert Arens. Hr. Arens hatte 1938 eine kaufmännische Lehre (siehe Lehrvertrag unten) bei KyM begonnen und ist der Firma bis zum Konkurs im Jahre 1980 treu geblieben. Der ganz unten abgebildete Auszug aus den Erinnerungen von Hr. Arens zeigt nicht nur sehr eindrucksvoll, wie familiär das Leben und Arbeiten in der Fa. KyM in diesen Jahren ablief, er gibt auch einen sehr guten Eindruck, wie problematisch das Arbeiten und die Herstellung in den Jahren des 2. Weltkrieges und danach gewesen ist. 

 

  • Bild 1-4: Lehrvertrag der Fa. KYM von 1938 
  • Bild 5: KYM-Werbeplakat von ca. 1930
  • Bild 6: KYM-Briefkopf
  • Bild 7: KYM-Briefbeschwerer
  • Bild 8: Bronzeplakette zum 100-jährigen Firmenbestehen 1926
  • Bild 9: Gesellenstück, ein 11cm hohes Modell der Mokka-Mühle Nr. 900
  • Bild 10: Betriebsausflug an die Sorpe 1951
  • Bild 11: Betriebsausflug nach Hohensyburg
  • Bild 12: Bericht über die Firma KyM aus einer Zeitschrift von 1929
  • Bild 13: Jeton von K&M. Dieser Jeton ist in Armenien gefunden worden. Der Fund in Armenien ist damit zu erklären, dass Kissing & Möllmann bis zum Ende des 1.Weltkrieges im Jahr 1918 rege Handelsbeziehungen zu Russland unterhielt. Die Herstellung des Jetons muss daher auch auf vor 1918 gelegt werden. Der Grund für die Herstellung des Jetons ist unbekannt. 
  • Bild 14: Musterbuch von K&M von 1855.  Mit solchen Musterbüchern priesen die damaligen Handelsvertreter Ihre Kaffeemühlen bei den Kunden an.
  • Bild 15: Katalog aus den 1920er Jahren
  • Bild 16 und 17: K&M-Postkarte von 1914 (Vorder- und Rückseite)
Hr. Arens an seinem Arbeitsplatz 1953

Auszug aus den Erinnerungen von Hr. Arens 

über das Arbeitsleben bei KyM

 

(…)
Am 1.4.38 begann ich eine 3 jährige Lehre als  Kaufmannsgehilfe bei der Firma Kissing und Möllmann. Chef war Carl Julius Möllmann. Ein sehr sozial eingestellter Herr. Die Firma hatte ca. 290  Arbeiter und 30 Angestellte. (…) Ich kam in das Hauptbüro (…) Büroleiter Pilster, ein unangenehmer Typ. Am 1.April war Inventur und wir mussten alle zum zählen in die Läger. Zur Mittagspause sollte ich Pferdefrikadellen bei Hännes Hoffmann holen. Ich habe dem Pilster gesagt, ich ginge nicht zum Pferdemetzger, schwubs hat er mir eine Ohrfeige gegeben. Da bin ich gegangen. So war es am ersten Arbeitstag. Ich war also Stift im 1. Jahr, Walter Teves Stift im 2. Jahr , Heinz Japes  im 3. Jahr . 
(10)

Die Arbeit begann um 7.45 Uhr.  10 Uhr war eine Pause von 15 min. Von 12.30 Uhr bis 14 Uhr war Mittagspause. Um 18 Uhr war Feierabend. Samstags wurde bis 14.30 Uhr gearbeitet. Die Pausen wurden nicht bezahlt. Das waren 48 Wochenstunden.  Ich wurde zunächst im Hauptbüro beschäftigt. Neben dem Hauptbüro war der Schreibmaschinenraum (3 Stenotipistinnen) . Herr Pilster leitete Abt 3. Herr Bartmann leitete Abt. 2. Sein Wahlspruch war „uns beißt kein Wolf“. Mit ihm habe ich mich gut verstanden. Am Abend musste die Post  fertig gemacht werden.  Zusammen mit einem anderen Lehrling wurden ab 17 Uhr die Unterschriftsmappen  bei dem Chef oder dem Prokuristen Reinecke vorgelegt. Im allgemeinen wurde zügig unterschrieben. Nur der Einkauf, Leiter Adolf Stamm, hatte immer viel Zeit. Er durfte selbst unterschreiben. Wenn wir fragten, Herr Stamm ist die Post unterschrieben ? hat er uns meist weggescheucht. So gegen 18.45 waren wir dann mit der Post fertig. Da wir eine Frankiermaschine hatten, brauchten wir nur die Musterbeutel  ins Portobuch eintragen. Das wurde regelmäßig kontrolliert. (…) Ein Lehrling musste dann die gesamte Post zum Postamt bringen und am Nachtschalter abgeben. (…)
März  1941 machte ich die Handlungsgehilfen-Prüfung. 
(…)
Im Sommer 1939 machte die gesamte Belegschaft von KYM einen Ausflug zum Rhein. Um 6 Uhr fuhren in einem Sonderzug nach Koblenz. Hier stiegen wir auf ein Rheinschiff und schipperten bis Rüdesheim. Dies ist meiner Meinung nach die schönste Rheinstrecke. Deutsches Eck, Ehrenbreitstein, Marksburg, Burg Katz, Loreley, Burg Gutenfels, Burg Rheinstein, Mäuseturm  und oberhalb von Rüdesheim das Niederwald Denkmal. Hier hat das Schiff gewendet  und es ging nach Koblenz zurück. Es gab ein Mittagessen und am Nachmittag Kaffee und Kuchen.  Kurz nach Mitternacht waren wir wieder in Iserlohn. Der Heimweg ist einigen Leuten schwer gefallen, weil sie zu viel getrunken hatten.
In der Firma Kissing und Möllmann fertigten wir Wasseramaturen . Zapfventile 3/8 bis ¾“, Durchgangsventile 3/8“ bis 2“ und Sonderarmaturen in der Abt. 3 .Es gab eine Modellmacherei, Schlosserei, Gießhaus, Dreherei , Presserei, Gürtlerei, Galvanik, Teilelager und Fertiglager.
Einer der größten Kunden war die Firma Wollferts & Wittmer, Berlin, Kochstrasse 13. In der Abt. 2 fertigten wir Kaffemühlen. Es gab ein sehr großes Holzlager, einen eigenen Bahnanschluß mit firmeneigenem Waggon (wurde 2 x pro Woche von einer Lock abgeholt).
Trockenöfen für das Holz, Schreinerei, mechanische Werkstatt für Mahlwerke usw. Lackiererei , Montage , Halbteillager und Fertiglager vorhanden. Der Stundenlohn lag bei 60 Reichs- Pfennigen, im Akkord konnten bis zu 74 Pfennigen verdient werden. Wir waren nach der Firma Seppelfricke in Gelsenkirchen der größter Hersteller von Stapelarmaturen. Für Kaffeemühlen waren wir der größte Hersteller in Deutschland, dann kam Firma Zassenhaus in Remscheid. Es wurden je nach Sorte bis 800 Kaffeemühlen pro Tag gefertigt. Die 1826 gegründete  Firma war einer der größten Betriebe in Iserlohn. Neben dem großen 4 stöckigen Gebäude an der Oberen Mühle 2 (ca. 10 000 m²) war noch ein großes Gebäude in der Innenstadt, das sogenannte Exportgeschäft. Hier stand auch das Stammhaus der Firma. Dort habe ich von 1952 bis 1956 gewohnt (siehe den Glasbriefbeschwerer). Auf diesem sind der Betrieb Obere Mühle rechts und das Exportgeschäft links abgebildet. Das kleine Gebäude mit Schrägdach ist das Stammhaus. Wir haben im oberen Stockwerk gewohnt. Die Sprache ist Spanisch oder Portugiesisch. (…) Vor dem ersten Weltkrieg war die Firma weltweit tätig: In Rumänien hatte die Firma ein großes Sägewerk, in St. Petersburg (Russland) eine große Niederlassung und in Kolumbien (hier war Carl Julius Möllmann einige Zeit tätig) eine weitere bedeutende Niederlassung. Es ging der Spruch um „als Kolumbus Amerika entdeckte, kam ihm der Vertreter von Kissing und Möllmann entgegen“. Dieser hieß Femo Körner.
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Es gab im Hotel Deutsches Haus 1938 eine Femo Körnerstube. Hie trafen sich oft Iserlohner Fabrikanten. In Paris, 12 rue Martel, besaß die Firma ein sehr bedeutendes Handelshaus. Chef war Rudolf Möllmann der Vater meines späteren Chefs Ernst Möllmann. Der Umsatz des Exportgeschäfts war höher als der des Fabrikgeschäfts. Vor dem Weltkrieg wurden in der Abt. 1 (Leuchten-Abteilung) Kronleuchter von beachtlicher Größe hergestellt. Alles Unikate . In vielen Schlössern, Konzertsälen und Kirchen, besonders im Ausland, werden sie heute noch bewundert. Unser Portier (1938) „Öhmken“ Richter (Rentner), er war Maurer, sagte mir, dass er in ganz Europa herumgereist sei und die Kronleuchter aufgehängt habe. Nach dem Weltkrieg wurde die Leuchterfertigung eingestellt. Auf dem sog. Glaslager standen noch große Kisten mit geschliffenen Prismen und Gehängen herum. Als Lehrling habe ich oft den Besitzer des Lampenhauses Runte zum Lager begleitet, wenn er sich Einzelteile aussuchte. Das auf dem Glasbriefbeschwerer mit Walmdach und Schornstein zu sehende Gebäude war das Gießhaus für die Bronze- und Messingteile der Kronleuchter. Es wurde später abgerissen. Alle anderen Gebäude stehen noch. Das Exportgeschäft ging nach dem Krieg 1918 in Konkurs. Alle Auslandsniederlassungen waren verloren. Fast alle Mitarbeiter wurden entlassen. Nur Rudolf Möllmann hatte mit 4 älteren Herren noch ein Büro im 2.ten Stock des Gebäudes Obere Mühle. Das Bürogebäude Wasserstrasse wurde  zum größten Teil an die Stadtverwaltung vermietet, auch eine Druckerei Klasen (Holländer) wurde hier betrieben. Im letzten Krieg 1939 – 1945 und länger, war hier auch eine Volksküche eingerichtet.

Ich habe im 1. Jahr RM 17, im 2. Jahr RM 28 und im 3. Jahr RM 45 erhalten. In der Woche bekam ich  anfangs  1 RM Taschengeld. Es erhöhte sich auf RM 2 per Woche. Damit konnte man ins Kino gehen und auf dem Rasiersitz in den ersten 2 Reihen sitzen. (…)

In den weiteren Lehrjahren habe ich alle Abteilungen (Verkauf, Einkauf, Buchhaltung, Lohnbüro und Versand) durchlaufen. Im Jahr 2. Halbjahr 1940 wurde ich dann nur noch im Versand beschäftigt. Es war Krieg und alle Frachtbriefe mussten bei der Güterabfertigung vorgelegt werden um die noch vorhandenen Waggons optimal auszunutzen. Da ich ja gute Beziehungen zur Bahn hatte, erwartete man bevorzugte Transportbewilligungen, was teilweise auch stimmte. Nach Kriegsbeginn 1939 wurde eine Abteilung Sonderfertigung eingerichtet. Hier wurden Präzisionsringe für die Bramo-Werke (Flugmotoren) gefertigt. Später wurden auch noch Zünder für Flakgranaten gefertigt. Hier wurden auch dienstverpflichtete polnische und russische Frauen  beschäftigt. Die Mehrzahl waren jedoch deutsche Frauen, die an speziellen Arbeitsplätzen das Zündhütchen einsetzten. Ich habe dies bei meinem ersten Urlaub Ende Januar 1943 gesehen. 
Meine Lehrlingskollegen wurden nun alle Soldat und ich war Oberstift. Es wurden jetzt nur noch Mädchen eingestellt. (….)

Ab April 1941 war ich nun Angestellter mit einem Monatsgehalt von RM 56. Die Tage verliefen geregelt, Büro, Werkstatt und gelegentlich Fliegeralarm.
(…)
Ab Oktober (1945) hatte ich wieder eine Arbeit bei K&M bekommen. Da Strom knapp war, mußten die Iserlohner Firmen nach einem Zeitplan arbeiten. Eine Woche von 6-14 Uhr, eine Woche von 14-22 Uhr, eine Woche von 22-6 Uhr. Ich habe zunächst auf der Fertigmontage gearbeitet. Hier wurden die Oberteile für die Ventile zusammen geschraubt und dann auf die Unterteile festgeschraubt und einer Dichtigkeitsprüfung unterzogen. Alle Armaturen wurden aus Zink gefertigt. Da Zink sehr leicht korrodiert wurden alle Teile atramentiert, das heißt in einem Bad mit stumpfen grauen Bezug überzogen. Zink selbst ist silberfarbig und lässt sich gut gießen und bearbeiten. Ist aber nur ein schlechter Ersatz für Messing, die Armaturen aus Zink halten nur eine begrenzte Zeit. Sie blühen aus, an der Oberfläche zeigt sich ein weißer Belag. Ob sie heute noch in Trinkwasserleitungen zulässig wären, bezweifele ich. Ich habe auch in der Gießerei gearbeitet. Hier gab es Kokillenguß und auch Sandguß. Beim Kokillenguß wird ein Sandkern oder auch ein Stahlkern eingelegt, die Kokille geschlossen und mit einer entsprechenden Schöpfkelle das flüssige Zink eingegossen. Dann das Gußteil entnommen und der Sandkern ausgeschlagen. Danach wird das Teil entgratet und gesandstrahlt. Der Sandguß hat mich aber mehr interessiert. Hier ist handwerkliches Können erforderlich. Erforderlich sind gemischter spezieller Sand, teilbare Kastenform und teilbare Modelle. Eine Hälfte der Kastenform wird mit Formsand gefüllt und gestampft. Dann wird das halbe Modell eingearbeitet und der Sand nochmals gestampft. Das muß absolut plan sein. Mit einer Stahlschiene wird der Kasten abgestrichen. Dann wird die Sandfläche mit einem Trennmittel bestäubt und die andere Modellhälfte aufgelegt. Nun wird die andere Hälfte der Kastenform aufgesetzt und mit Formsand aufgefüllt und festgestampft. Dann wird die Form auseinander genommen und die beiden Modellhälften entfernt. Mit einer Lanzette wird nun ein geeigneter Anguß und ein sog. Steiger in den Sand geschabt. Der Sandkern wird eingelegt und die Form geschlossen. Dann kann das flüssige Metall eingegossen werden. Diese Art ist aber nur bei Einzelstücken üblich. Für die Massenproduktion sind sog. Lagerformen notwendig. Diese sind aus gipsartigem Material. Jede Hälfte wird mit einem roten Speziallack bepinselt. Die Füllung mit Sand und das Stampfen erfolgt auf  Maschinen. Ich habe auch in der Dreherei gearbeitet. Die Arbeit hat mir nicht gefallen. Auf Revolverdrehbänken wurden die Gußstücke gedreht, aufgebohrt und mit Gewinde versehen. Bis zu sechs Werkzeuge (Bohrer, Gewindebohrer, Schneideisen) konnten in den Revolverkopf gespannt werden. Mit einem kreuzartigem Hebel wurde der Kopf geschaltet. Beim Gewindeschneiden musste man rechtzeitig die Drehrichtung von rechts auf links schalten. Das war gewöhnungsbedürftig. Da ich keine Aussicht hatte wieder auf das Büro zukommen, beschloss ich einen handwerklichen Beruf zu erlernen. (….)
Da mich Elektrizität interessierte, habe ich dann eine Lehre als Betriebselektriker bei K&M angetreten. Der Meister hieß Richter und wohnte in Menden. Er hatte ein Elektrogeschäft und war nur noch ab und zu für wenige Stunden im Betrieb. (…)

Wir wurden voll eingesetzt. Es mussten neue Kabel von der Verteilstation in das neue Gießhaus verlegt werden. Hier wurden zwei Induktionsschmelzöfen aufgestellt. Wir hatten noch keine Elektro-Hämmer und mussten die teilweise 50 cm dicken Mauern mit Hammer und Meißel aufstemmen. Das war Knochenarbeit 
(15)(…)
Auf der Firma war es auch schlecht mit der Heizung. Sie bekam zwar eine gewisse Menge Koks zugeteilt, die aber nicht ausreichte und ausschließlich für die Produktion bestimmt war. In den Werkräumen standen riesige Kanonenöfen, die aber auch mit Schlammkohle befeuert wurden. Aber nicht in der Schreinerei, diese wurde von einer Dampfheizung, welche mit Sägespänen und Abfallholz betrieben wurde. Eine Person musste den Ofen Tag und Nacht beschicken. Es war aber immer lausig kalt.
(…)
Im September  1947 bekam ich wieder eine Stelle im Betriebsbüro bei K&M als Arbeitsvorbereiter für Abt 3. Ich musste die Lagerbestände der Einzelteile für Armaturen überwachen und rechtzeitig  Betriebsaufträge für Einzelteile an die entsprechenden Werkstätten geben. Es gab einen Herstellungsplan. Auf diesem waren alle notwendigen  Arbeitsschritte, Vorgabezeiten und Lohngruppen vermerkt. Mit dem Betriebsauftrag mussten alle notwendigen Zeitkarten an den Meister der betreffenden Werkstatt gegeben werden. Da es noch keine Computer gab, mußten alle Materialbewegungen über eine Kartei gesteuert werden. Das war sehr viel Schreibarbeit. Für das Ausstellen der Zeitkarten hatte ich eine Hilfskraft. Die Arbeitsvorbereitung für Abt. 2 Kaffeemühlen leitete Karl Otto Auer. Er war größter Teilhaber in der Firma. Sein Vater, der Kommerzienrat Auer, war Chef der gesamten Firma bis etwa 1930. Er fuhr am Morgen mit einer Kutsche vom Tirol zur Oberen Mühle. Sein Nachfolger wurde dann Carl Julius Möllmann, der mich einstellte. Karl Otto Auer war ein feiner zurückhaltender Mensch, der niemals den Vorgesetzten spielte. Er wohnte in einer riesigen Villa auf dem höchsten Punkt des Tirols.

(…) C. J. Möllmann  und K.O. Auer wurden Anfang des Krieges Soldat, Auer als einfacher Soldat auf dem Balkan, Möllmann als Hauptmann der Reserve in Norwegen. Die Firma leitete der Prokurist Erich Reinecke. (…) Er verstand sich bestens mit dem Betriebsleiter Dreier. (…) Betriebsleiter wurde Walter Gerres.     
Ich wollte irgendwie vorankommen und wollte staatlich geprüfter Techniker werden. Dazu mussten 2 Voraussetzungen erfüllt sein, ein technischen Beruf und mathematische Kenntnisse. So belegte ich ab Oktober 47 einen Abendkurs an der Ingenieurschule. (…)
Am 21.6. 1948 kam dann die Währungsreform.(…) Mit dem Tag der Reform ging es voran. In den Geschäften waren Dinge zu sehen, die es vorher nicht gab. Es gab aber immer noch Lebensmittelkarten und das verfügbare Geld war knapp. Ich bekam ein Bruttogehalt von DM 180.- im Monat. Das dürften netto etwa 140 DM gewesen sein. (…)
Anfang Juli 48 lernte ich dann meine Hanni kennen. Ich kam auf  die Montage 3 und am Packtisch stand eine junge Frau. Walter Gerres hatte sie am Vortag eingestellt. Wir kamen ins Gespräch und es zeigte sich, dass wir uns sympathisch fanden.(…) Hochzeit am 5. Februar 1949 : Vor der Kirche hatte sich halb KYM eingefunden und wünschten uns Glück. (…) Die Firma stellte ein Auto. (….)
Im Jahr 1950 wurde langsam alles besser. Es herrschte Aufbruchstimmung. Die Rationierung der Lebensmittel war nicht mehr so strickt.  (…) Der 3 Schichtbetrieb bei KYM wurde beendet. Es gab nur noch eine Früh- und eine Spätschicht . Ich brauchte nur noch von 6-14.30  Uhr arbeiten. 
(…)
1952: Von der Firma hatte ich DM 500.- als Weihnachtsgeld bekommen.  (…)Wir haben sparsam gelebt und nach einer Wohnung gesucht. Im Frühling teilte mir mein Chef Ernst Möllmann mit, dass im Stammhaus der Firma am Dicken Turm eine Wohnung frei würde. (…) Die Wohnung war sehr groß.   (…)Platz hatten wir nun genug. Aber mit dem heizen war es so eine Sache. Herr Möllmann ließ vom Wohnzimmer ein dickes gußeisernes Rohr bis zum Schornstein verlegen. Der Fußboden bestand aus breiten Brettern mit breiten Fugen. Diese wurden gehobelt und die Fugen mit eingepassten Leisten ausgefüllt. Dann wurde der Boden geschliffen und lackiert. Alle elektrischen Leitungen wurden neu verlegt und ein eigener Zähler eingebaut. Nach dem die Anstreicher ihre Arbeit beendet hatten, konnten wir mit dem Einrichten beginnen. (…) Aber auch am Abend hatte wir fast immer Besuch. Zum einen die Kollegen von KyM, wie Klaus Einsiedel, Jochen Kersting mit Freundin Liesel Beyer. (…). Den Lehrgang an der Schule hatte ich nun erfolgreich abgeschlossen. Ich meldete mich zur REFA-Ausbildung an. (…) Ende Oktober war der REFA- Lehrgang beendet. Ich hatte nun Grundkenntnisse über Arbeitsgestaltung, Zeitvorgabe und Arbeitsbewertung. (…)

Auf der Firma führte ich zunächst eine vorschauende Planung ein. Bei den Stapelarmaturen waren die Losgrößen fast immer 5000 oder 10000 Stück. Nach Prüfung des Arbeitsablaufs im Gießhaus wurden die Vorgabezeiten überprüft. Der Chef genehmigte mir eine große Plantafel. Dann wurde ein Kartonstreifen beschriftet und mit dem Kennzeichen zum Beispiel YUZ 251 und auf Länge geschnitten auf Basis Leistung 10. Diese Streifen wurden in die Plantafel gesteckt. Die Skala war auf 2 Striche pro Tag ausgelegt.
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So konnte mit ziemlicher Genauigkeit die Zeit der Ofenbelegung für das entsprechen Gußteil erkannt werden. Das war natürlich für jede der 4 Ofenstellen notwendig. Es wurden meist vier verschiedene Gußartikel unterschiedlicher Losgröße gefertigt.  Der Chef  war zunächst misstrauisch, erkannte aber bald, dass es viele Vorteile brachte zumal für die anschließende mechanische Bearbeitung auf den Drehautomaten. Die Umrüstung einer Maschine von ½“ auf 1 ½“ war ziemlich aufwendig. Es standen zwei Drehautomaten zur Verfügung es konnte meist ein optimaler Werkzeugwechsel erreicht werden. Nach der gleichen Methode wurden auch die folgenden Fertigungsschritte an typischen Schwerpunkten geplant. Es war nun mit ziemlicher Genauigkeit möglich, den Lieferzeitpunkt an das Lager zu sagen. Das war natürlich aufwendig, denn es gab ja keine Computer. Die Meister der Werkstätten waren verpflichtet jede Fertigungsstörung der Arbeitsvorbereitung zu melden. Ich hatte nun oft die „ Ehre“ meinen Chef  Ernst Möllmann auf vielen Sitzungen des Arbeitgeberverbandes zu vertreten.  Carl Julius Möllmann stellte einen Dr. Hartwig, einen Österreicher aus Wien ein. Der hatte die Aufgabe eine Betriebsabrechnung und eine Kalkulation einzuführen. Mit ihm habe ich gern zusammengearbeitet. Er war ein guter Theoretiker, hatte aber noch nicht viel praktische Erfahrung. Er lobte meine Planungen. Wir saßen im gleichen Büro. Dr. Hartwig erreichte, dass ich nach Dienstschluß noch 2 bezahlte Überstunden leisten durfte. Das kam mir sehr gelegen, einmal habe ich viel dazu gelernt und zum andern war ja auch das Geld. (….)
Alle Freunde und Bekannten beglückwünschten mich zur Genesung. Ich bin auch zur Firma gegangen und habe mich bei K. J. Möllmann bedankt. Ebenso bei Dr. Loos und Frau Dr. Möllmann. In der Firma hatte es eine Veränderung gegeben. Da K.J. Möllmann sich zur Ruhe setzte, war ein angeheirateter Dipl. Kaufmannn Hermann Schütt mit der Geschäftsleitung beauftragt worden. Dieser lud mich zu einem Gespräch in seiner Privatwohnung ein. Er wohnte auf dem Tyrol im Haus von Frau Schultgen, deren Tochter er geehelicht hatte.
Frau Schultgen war Witwe und eine Schwester von K. J. Möllmann. .
(31)

Wir einigten uns auf zunächst nur halbe Arbeitstage bis 12 Uhr 15. Dann war für mich Feierabend.  (…) Mit Herrn Schütt kam ich gut zurecht. Er war 5 Jahre älter und Hauptmann bei der 1. Pz.Division gewesen. Er führte die Pz. Aufklärungs bteilung 1. Sein Führungsstil war entsprechend. Bis 12 Uhr erwarte ich Vollzugsmeldung, waren oft seine Worte. 
(…)  Unter seiner Leitung haben wir einige neue Maschinen für die Schreinerei gekauft. Auch für die Druckgießerei wurde eine zweite 250 t Maschine gekauft. So konnten wir pro Tag bis zu 800 Brotschneider anfertigen. Da der Verkauf von Holzkaffeemühlen sehr zurück ging, hat KYM auch die Anfertigung von Elektro-Kaffeemühlen aufgenommen. Das war aber reine Montagearbeit, alle Teile wurden bezogen, nur das Schlagmesser wurde bei KYM ausgestanzt, Die Motoren kamen aus Frankreich. Die Zuleitungskabel wurden in Paketen angeliefert. Dieselben mussten aber noch 
geschnürt werden. Das war eine Arbeit für den Nachmittag. Hanni, Elli Schäfer u.a. haben ab 14 Uhr dann diese Arbeit ausgeführt. Ich selbst war ja um 13 Uhr daheim, (…) Hanni kam gegen 19 Uhr nach Hause. Oft brachte sie auch K.J. Möllmann in seinem alten Volkswagen nach Hause. (…) 

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